Bühnenprojektion

Volk unter Verdacht

Uraufführung: 14.12.2017, radialsystem Berlin
Musiktheater von Ulrike Ruf
Stage Visuals: Christina Voigt

Konzept, Künstlerische Leitung, Regie: Ulrike Ruf
Konzept und Komposition: Iris ter Schiphorst
Bühne und Kostüm: Sabine Hilscher

Dramaturgie: Ilka Seifert
Lichtdesign und Technische Leitung: Jörg Bittner
Stage Visuals: Christina Voigt
Sounddesign: Florian Tippe
Assistenz Komposition: Tom Lynn, Uros Rojko
Produktionsleitung: Inge Zysk
Öffentlichkeitsarbeit: Yven Augustin

mit Vocalconsort Berlin
Sopran Katja Kunze, Viola Wiemker, Susanne Wilsdorf
Alt Jennifer Gleinig, Wiebke Kretzschmar, Anna-Luise Oppelt
Tenor Martin Fehr, Hans-Dieter Gilleßen, Martin Netter
Bariton Simon Berg, Kai-Uwe Fahnert, Tobias Müller-Kopp
Bass Jakob Ahles, Thomas Heiß, Frank Schwemmer
Choreinstudierung Ralf Sochaczewsky

Misstrauen, Kollaboration, Weigerung und Aufbegehren: Nichts war in der DDR so geheim und so folgenschwer wie die Arbeitsweise der Staatssicherheit. Unzählige Mitarbeiter und Informanten trugen Datenmengen zusammen, deren Hinterlassenschaft heute einen Einblick in das perfide und ausgeklügelte Überwachungssystem gibt. Das dokumentarische Musiktheaterstück „Volk unter Verdacht“ der Regisseurin Ulrike Ruf und der Komponistin Iris ter Schiphorst setzt sich anhand von Originaldokumenten aus Archiven der Stasiunterlagen-Behörde (BStU) mit dem DDR-Apparat auseinander.
Im Zentrum stehen Auszüge aus den dokumentarisch-literarischen Erinnerungsprotokollen des Dissidenten Jürgen Fuchs, die während seiner Haft im Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen entstanden sind. Zusammen mit Dokumenten der Stasi-Akten verdeutlichen sie die Brisanz der massenhaften Überwachung für den einzelnen Menschen und zeigen, wie die Arbeitsweise der Stasi ein Klima von Angst und Misstrauen schuf.
Als 15-köpfiger Chor bildet das Vocalconsort Berlin die Gesellschaft zwischen Individuum und Kollektiv ab. Der Chor interagiert musikalisch und szenisch mit den projizierten Originalvideos und Tondokumenten sowie mit den Kompositionen von Iris ter Schiphorst. Das Publikum erfährt sich selbst sowohl in Täter- als auch Opferposition, wenn es die Perspektive eines Stasi-Mitarbeiters einnimmt oder den bohrenden Fragen eines Vernehmers ausgesetzt ist.
In einem partizipativen Prozess verhandelt „Volk unter Verdacht“ die bis in die Gegenwart reichenden gesellschaftlichen Auswirkungen der systematischen Überwachung in der DDR – und lenkt den Blick gleichzeitig auf die heutige Alltäglichkeit massenhafter Datensammlung.

 

 

English version:
Distrust, collaboration, refusal and uprising: nothing in the GDR was as secret and momentous as the working methods of the State Security – the Stasi. Innumerable employees and informers compiled data; today, their legacy offers an insight into this insidious and clever system of surveillance. The documentary music theater piece „Volk unter Verdacht“ by the director Ulrike Ruf and the composer Iris ter Schiphorst assesses the GDR apparatus on the basis of original documents from the archives of the Federal Commissioner for the Stasi Records (BStU). The focus is placed on excerpts from the documentary/literary protocols of memory recorded by the dissident Jürgen Fuchs; they were created during his imprisonment in the remand prison Hohenschönhausen. Together with the documents from the Stasi files, the personal relevance of mass surveillance for individuals becomes clear; they also demonstrate how the Stasi’s methods created a climate of fear and distrust. The fifteen-member choir – the Vocalconsort Berlin – represents society in a tension between individuals and the collective. The choir interacts musically and theatrically with the projected original videos and audio documents as well as the compositions by Iris ter Schiphorst. The audience experiences both the position of the perpetrator and the victim when it takes on the perspective of a Stasi employee or is subjected to the probing questions of an interrogator. In a participative process, „Volk unter Verdacht“ explores the social effects of systematic surveillance in the GDR, which are still felt today. At the same time, it directs our attention to current standards of mass data collection.

Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds Berlin, Kompositionsauftrag von Vocalconsort Berlin, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung. In Kooperation mit RADIALSYSTEM V. Mit Dank an Lilo Fuchs und Roland Jahn, den Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.

Trailer: Christina Voigt
Fotos: BStU, Christina Voigt